Kuriosum: Push-up-Bikini

Sommer, Sonne, baden gehen, hurra! Da Nacktbaden leider nicht überall möglich ist, sind Schwimm-Textilien nötig. Nun gibt es Frauen, die hochmotiviert die Boutiquen stürmen und gefühlte elftausend Bikinis anprobieren. Find ich klasse. Ich schaffe sowas nicht. Mit fehlt das Shopping-gehen-Gen. Auch das Anprobier-Gen ist bei mir nicht aktiv.

Meine Auswahlkriterien bei Bikinis: bequem, schwarz, hält. Das erste Modell, das diese Kriterien erfüllt, ist meins. Marke und Preis egal.

In der Kabine sehe ich, dass sich unter die sieben Anprobier-Kandidaten in allerlei Schwarz- und Grautönen versehentlich ein Push-up-Bikini gemogelt hat. Ich inspiziere das Oberteil und stelle fest: Es ist ungefähr so kompliziert aufgebaut wie die Steuerkonsole eines mir unbekannten Raumschiffs. Fasziniert arbeite ich mich durch die einzelnen Module. Oberstoff, Unterstoff, Futter, Innenfutter, Einschubtäschchen für Polster, noch mehr Täschchen, Futter für die Täschchen, Umschlag zum Zumachen, Reservepolster. Und ein komisches Ding am Rücken, dessen Sinn ich nicht verstehe. Ebenfalls gefüttert. Hm. Natürlich probiere ich das Raumschiff an. Und bin froh, dass mich keiner sieht, denn ich fühle mich plötzlich wie die verschollene Tochter von Dolly Parton. Von A/B auf DD in fünf Sekunden, wow. Und damit soll ich schwimmen?

Mopsparade am Baggersee. Nur halt ohne Hunde.

Schwimmerinnen und Surferinnen inszenieren bekanntermaßen ihre Oberweite nicht dekorativ, sondern verstauen sie in straffen Bustiers. Einmal, um Bindegewebe und Blutgefäße zu schonen und natürlich, um sich im Wasser frei bewegen zu können. Nur am Rand rumdümpeln ist ja langweilig.

Manche Strandnixe bevorzugt das Gegenteil und bastelt sich zum Badengehen einen Oktoberfestbalkon mit dem Strömungswiderstand eines Einfamilienhauses. An Land sieht das bombig aus. Wobei es interessant wäre zu wissen, ab welcher Temperatur das Schaumstoffzeug in der Sonne zu kokeln anfängt. Vielleicht ist ja auch Asbest drin? Und wie geht das im Wasser? So rein technisch? Mit diesen Schaumstoffpolstern, die sich vollsaugen und beim Rauskommen aussehen wie Tropfenfänger an der Teekanne? Oder schwimmt man damit nur auf dem Rücken? Tauchen geht ja nicht. Ertrinken auch nicht, immerhin.

Wellen verträgt das Konstrukt leider keine. Nicht mal Tretbootwellen. Geschweige denn Meeresbrandung. Schwupps, weg. Samt Polster. (Privatnotiz: möglichen Zusammenhang zwischen weggespülten Push-up-Polstern und veränderten Ernährungsgewohnheiten bei Meerestieren recherchieren.) Insgesamt eine eher Badespaß-untaugliche Klamotte. Oder?

Während ich am Rheinstrand zufällig ganz in der Nähe einer obenrum sehr hübsch zurechtgepolsterten Dame liege, kommt mir ein neuer Gedanke: Vielleicht habe ich das Konzept ja missverstanden? Vielleicht sind Push-up-Bikinis gar nicht als Badekleidung gedacht, sondern als Comedyprogramm? Denn lustig ist es schon. Jedenfalls, wenn ich männliche Gäste beobachte, die mit eingezogenem Bauch, angespanntem Bizeps und vorgestreckter Brust an der Bikinischönheit vorbeischreiten. Hihi. Man möchte ihnen zurufen »Junge, sie guckt doch gar nicht, du kannst wieder ausatmen!« Wer weiß, vielleicht erfindet ja auch nächstes Jahr jemand Push-up-Badesachen für Männer? In diesem Sinne, schöne Ferien wünsche ich!

© Kathrin Elfman 2015

Foto: Archiv freeimages.com
mehr Lesestoff: www.elfman.de

5 Antworten auf „Kuriosum: Push-up-Bikini

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    1. …ja, ich finde das Motiv auch hübsch. Das Lätzchen? Vermutlich die Topflappen- und Babysöckchen-Häkelfee aus dem Bildarchiv, die mal was anderes machen wollte 😉

  1. Kreiiiisch! Kathrin, das hat bereits jemand erfunden!!! Hahahahaha 😀

    (link editiert) ***ebay.de/itm/CHEAP-Sexy-Herren-Slips-Unterhose-Shorts-unterwaesche-pants-Boxer-Push-up-Briefs-/111439811139

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